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Mittagspause auf dem Mekong (2)
Von Kristin Haug und Verena Töpper
Übersicht

Obwohl wir uns noch nicht lange kannten, beschlossen wir, uns zusammenzutun. Wir wollten nicht nur psychologische Gutachten schreiben, sondern die Patienten auch vor Ort behandeln, in Einzel- und Gruppensitzungen, an einem Ort, an dem sie sich wohlfühlen. Also suchten wir eine passende Wohnung und überlegten genau, welche Möbel, welche Wandfarben, welche Stühle und Teppiche wir haben wollten. Durch das Bed & Breakfast hatte ich gelernt zu organisieren, anzupacken und einfach loszulegen. Eine bessere Lehre hätte ich nicht haben können.

Wir stellten uns an Schulen vor, machten Werbung in Facebook-Gruppen, über die hier auf Mauritius viel organisiert wird, und eröffneten unser Zentrum »Up Together«. Seither kriegen wir ständig neue Anfragen und werden weiterempfohlen.
Mit meinem französischen Freund bin ich inzwischen nicht mehr zusammen. Die Leitung des Hotels haben wir einem französischen Paar überlassen.

Für Mauritier ist die Familie sehr wichtig, und sie verbringen viel Zeit mit ihren Angehörigen. Manchmal fragen mich meine Freunde deshalb, ob ich Heimweh habe. Aber mir fehlt Deutschland eigentlich wenig, weil mir meine Arbeit Spaß macht und ich das Gefühl habe, damit etwas verändern zu können. Natürlich vermisse ich meine Familie und meine Freunde, und mir fehlen auch die Gemüse- und Obstauswahl in deutschen Supermärkten und die Drogerien. Viele Produkte oder Marken gibt es hier nämlich nicht oder sie sind sehr teuer – daher bitte ich alle, die mich besuchen kommen, mir etwas mitzubringen, zum Beispiel Laufschuhe oder Schokolade.

Ich musste mich an einiges auf der Insel gewöhnen: Es gibt beispielsweise keinen Busfahrplan, und die Leute fahren ziemlich chaotisch Auto. Eine Freundin fährt nachts sogar über rote Ampeln, weil sie Angst hat, überfallen zu werden, wenn sie stehen bleibt.

Man hört häufig von Diebstählen oder sogar Überfällen. In meinem vorherigen Zuhause wurde schon zweimal eingebrochen, deshalb bin ich allgemein etwas wachsamer geworden: Ich würde nicht alleine wandern oder in Zuckerrohrfeldern joggen oder abends allein an den Strand gehen. Und mit offenem Fenster schlafe ich nur, wenn davor Gitter angebracht sind.

In Deutschland war ich häufig mit Freunden in Theatervorstellungen oder in Konzerten, bin überall mit der U-Bahn oder dem Fahrrad hingefahren. Wer von Mauritius wegwill, muss fliegen. Die nächste Insel, La Réunion, ist mehr als 200 Kilometer entfernt.

Es gibt zwar ein paar Kinos und Museen, aber kein Theater. Freizeit heißt für mich hier an den Strand gehen, tauchen, wandern oder Trailrunning, schnorcheln, mit dem Boot rausfahren und mittlerweile auch mit Freunden essen gehen. Anfangs war es nicht so leicht, Kontakte zu knüpfen und sich einen Freundeskreis aufzubauen, da viele Expats kommen und gehen und Mauritier tendenziell eher unter sich bleiben.


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